Ein dickes, zweitausend Seiten starkes Buch müsste geschrieben werden, und zwar von mir, da ja anscheinend sonst niemand die Notwendigkeit zu sehen scheint: Die Kritik der reinen Kunst. Ein Sturm im rationalistischen Wasserglas könnte diese Kritik der reinen Kunst werden. Und natürlich wäre sie viel stürmischer und kritischer als die Kunstphilosophie in der Kritik der Urteilskraft. Ich will mich ja nicht zu allem und jedem äußern, wozu mein Vermögen gar nicht ausreicht. Aber zu Kunst und Kultur muss ich unbedingt schreiben. Mir ist es sehr wichtig, zwischen Kunst und Kultur zu unterscheiden. Sie sind nicht synonym. Kultur umfasst jede menschliche Praxis der Hege und Pflege und der Zucht und Ordnung. Kunst ist nur ein kleiner Teil der Kultur, und zwar jener Teil, der kulturell systematisch marginalisiert wird und werden muss. Was ist nochmal das Wesensmerkmal der Kunst? Alle streiten darüber und runzeln die Stirn, als wäre die Antwort darauf, wer weiß, wie schwer! Dabei ist das Pro...
Der festzuhaltende Gedanke: was bedeutet im Archiv für ungeschriebene Texte "ungeschrieben"? Handelt es sich hier um eine reine rhetorisch geblümelte Paradoxie? Dazu fallen mir zwei Dinge ein: 1. Es gab mal bei der Textverarbeitung die Kategorie der "unsichtbaren Texte". Das waren z.B. per Kommentarfunktion eingefügte Kommentare, die sich beim Ausdrucken oder Umwandeln in eine PDF auch verbergen ließen und auch unter Druckfunktion als "verborgene Texte" bezeichnet wurden. Diese unsichtbaren Texte können für das Textverständnis von größerer Bedeutung sein. Sie haben eine hermeneutische Relevanz. Es konnten auch Absätze als "unsichtbarer Text" formatiert werden. 2. Es gibt die Formulierung für feste Konventionen und Regeln als "ungeschriebenes Gesetz". Auch wenn sie nicht kodifiziert wurden, haben sie eine Geltung und der Verstoß gegen sie hat Konsequenzen. Sitten und Gebräuche können zu ungeschriebenen Gesetzen gezählt werden. Aus diesen...